Es ist wieder mal Not am Mann bzw. am Mädchen und ich muss erneut angreifen. Papa geht es schlecht und anscheinend weiß nur ich, wie man helfen kann! Papa, ich mach dich wieder gesund!
Dabei ist das gar nicht so einfach mit dem Gesund werden und vor allem machen! Den ich muss nicht nur gegen schlechte Laune, Fieber und die Ablenkung von Mama kämpfen, sondern auch das Wetter. Wir haben echt kein Glück gerade. Es ist ziemlich kalt geworden. Wenn die Sonne fehlt dann ist es tagsüber frisch und nachts eiskalt. Zumindest für Mama und Papa, denn ich strampel mich immer frei, raus aus der Decke. Diese Enge mag ich nicht und Mama probiert mich ständig wieder einzuzwengen. Es ist bewölkt, oft nass, was toll ist, um mit den Gummistiefeln in den Pfützen Pitsch-Patsch zu spielen. Aber dafür braucht man Mama und Papa. Alleine macht es nicht halb so viel Spaß. Aber genau da liegt das Problem. Papa ist langweilig, faul. Papa ist krank.
Es ist gerade echt nicht einfach mit ihm. Ständig fehlt ihm etwas. Erst knickt er mit dem Fuss um und hat seitdem etwas komisches am Knie. Er kann nicht richtig rennen und vorallem nicht runter laufen. Trotzdem jage ich ihm natürlich hinter her. Ohne Übung wird das ja auch nichts mehr. Dann bekommen Mama und Papa eine Nadel in den Arm gepickst und Papa liegt danach im Bett herum. Ich bau ihn auf, indem ich ihm die ganze Nacht seinen Bauch streichel, auf ihm liege und ganz eng bei ihm bleibe. Erst als Mama mich vehement von ihm reißt, muss er da alleine durch. Zum Glück ist er trotzdem am nächsten Tag wieder fit. Aber er sucht sich gleich was Neues und lässt sich von einem Tier stechen, was größer ist als eine Wespe. Sein Kopf schwillt an und Mama leert ihm nur die Wasserflasche über den Kopf. Zum Glück bin ich auch da, ich gehe gleich hin, streichel über den Stich, Puste und gebe Papa einen Kuss. So muss es ja gleich besser werden. Das tut es nicht gleich, also bekommt er am nächsten Tag nochmal eine solche Behandlung. Sein Ohr ist lustig rot und er kann sein Hals gar nicht richtig bewegen. Super für mich, das Verstecken fällt mir so viel leichter. Als das dann endlich auch verheilt ist, ist das Wetter noch ekliger und wir auf einem Platz mitten in einer Stadt (Bordeaux). Der Spielplatz ist winzig und macht mir nicht so viel Spaß. Mama und Papa springen abwechselnd in den See und duschen sich unter der kalten Dusche. Und dann passiert es. Papa zieht sich ein Halstuch an und sagt der Hals tut weh. Am nächsten Tag ist er krank und ganz schlecht drauf.
Eigentlich wollten wir uns die Stadt anschauen, aber es regnet und Papa ist schlapp. Er lacht nicht mal über meine Witze, macht kein Schnapp-Schnapp bei mir und schaut komisch aus. Er freut sich auch nicht über den Regenbogen, den wir sehen und der so schöne Farben macht. Also gehen wir nicht in die Stadt und als es an der berühmten Wanderdünen das Wasser in Bächen vom Himmel kommt, auch dort nicht hin. Wir fahren einfach weiter. Mama am Steuer und ich halte Papas Hand bis er einschläft. Dann schlafe ich auch. Hoffentlich geht es ihm danach besser.
Wir sind wach und da, aber Papa schaut immer noch geknickt aus. Doch während ich ihm helfen will, zeigt mir Mama einen Spielplatz. Das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Aber als wir zurück kommen, will ich gleich nach Papa schauen. Ich rufe laut Baba und schenke ihm das schönste Lächeln, dass ich machen kann und er schreckt hoch. Er hat wohl wieder geschlafen und sieht fürchterlich aus. Aber ein bisschen lächeln tut er und erst recht als ich mich an ihn kuschel. Das halte ich aber nicht lange aus, er ist ganz warm. Am Abend sagt Mama etwas von Fieber und Papa redet kaum noch. Mama reibt ihn ein, so wie sie mich auch mit Medozin einreimt und ich helfe natürlich mit. Dazu zeige ich ihn mein Puzzle und zwinge ihn mitzumachen. Ablenkung ist schließlich das ah und oh, wenn es schlecht geht. Er ist nicht bei der Sache und so hole ich das Legoheft hervor. Ich schlage die Seiten auf, ziehe meine Augenbraun hoch und rufe woau, um mit Spannung sein Interesse zu wecken. Er muss einfach Spaß haben und ich lege mich ganz dicht an ihn und zeige auf die vielen Tiere und Fahrzeuge. Er soll mir Geschichten erzählen, denn er hat zu jedem Bild etwas zu sagen. Aber er redet ganz leise, mit einer anderen Stimme und pfeift ständig durch die Nase. Das er immer wieder heftig niest und eklig in sein Taschentuch schneuzt, hilft auch nicht, um ihm besser zu verstehen. Aufgeben gilt nicht und deshalb wird weiter gekuschelt, auf ihm rum gesprungen, umarmt, gestreichelt und gezwickt. Es scheint ihm auch noch so gut zu gehen, denn er bringt mich ins Bett. Zumindest sagt er zu Mama, er liegt eh schon darin. Das Gute-Nacht-Singen klingt aber sehr schief heute. Doch vom vielen Streicheln und Aufmuntern bin ich ganz k.o., Papas Bauch ist so fein warm und ich schlafe ein. Papa schläft wohl mit ein, aber er wird ganz heiß im der Nacht und wacht oft auf.
Als ich wach werde, liege ich bei Mama die vielen Düfte, die sie verbreitet hat, haben mich total ausgenockt. Sofort wach, weiß ich wieder wie schlimm es Papa ging und sofort drehe ich mich um. Er liegt da und ich spurte los, lass mich nicht halten von Mama und den schweren Decken, krieche über die Beine und lande bei Papa vorne. Sofort gebe ich ihn einen Guten-Morgen-werd-gesund-Kuss auf den Mund und die Wange. Er strahlt mich an. Er sagt es ist schon viel besser und natürlich liegt das nur an mir. Er hat kein Fieber mehr und obwohl sein Husten und die Nase sich immer noch lustig anhören, redet er wieder viel mehr mit mir. Sogar auf den Spielplatz kommt er mit und auf den Strand. Wir sind wieder am Meer angekommen und es gibt Sand vom einem Ende der Welt bis zum anderen! Ich backe sofort einen Sandkuchen, renne über die Weite und freue mich.
Papa liegt auf einer Decke. Er sagt es ist wie Kur, nur dass er keinen Antrag dafür schreiben musste. Ich verstehe es nicht, aber er lacht, das ist gut. Dann schläft er während ich die herrliche Unendlichkeit des Sandkastens genieße. Aber ewig schlafen darf er nicht und ich wecke ihn mit eingebuddelten Füßen. Nur damit wir zusammen im Auto wieder kuscheln und gemeinsam einen Mittagsschlaf machen, während Mama irgendwelche Mama-Dinge tut. Sie ist eh die ganze Zeit am Machen, Kochen, Aufräumen, zum Glück schaue ich auf Papa… Nach dem Mittagsschlaf sind wir beide wieder fitter. Papa lacht auch wieder über meine Hüpfer und freut sich über den tollen Platz. Ein Naturschutzpark und eigentlich ist Camping verboten. Aber der freundliche Rancher meinte, dass es nun nach der Hauptsaison kein Problem ist. Wir sind auch nicht alleine, einige Surfer stehen hier und sind den ganzen Tag im Wasser. Wegen der vielen Leute macht Papa auch einen Test, aber Corona hat er nicht, er ist einfach nur erkältet, wie er mir sagt. Da hätte man gerne eine Badewanne meinte er, aber jetzt weiß man das man auch im Auto auf Reisen gut gepflegt und gesund werden kann. Das dies nur so gut geht, weil ich so viel springe, lache, spiele, kuschel, erzähle, ablenke, woaue, streichel, küsse, unterhalte und da bin, ist für uns natürlich klar. Ganz schön Arbeit, doch Papa lächelt und ich bin froh. Er ist wieder gesund.
Eure Lilou