Transfägărăşan

Wir entdecken die angeblich schönste Hochgebirgsstrasse Europas und Rumäniens. Wir fahren die 150 km und wandern auf über 2300 Höhenmeter, was uns mehr als Schweiß kostet…

Wir verlassen Bran, was uns ein wenig schwer fällt, aber die Nahrung geht uns aus und der Strom auch. Unsere Test haben wohl nun gezeigt, dass die Servicebatterie im Auto defekt ist und somit Zeus Streich ein wenig mehr Ärger verursacht als gedacht. So wird sie nicht mehr vollständig aufgeladen, verliert viel zu schnell an Energie und schaffen wir nur einen Tag zu überbrücken. Danach muss der Kühlschrank ausgeschaltet werden oder der Motor mal eingeschaltet sein. Wir werden uns eine neue Batterie besorgen müssen. Allerdings geht es jetzt erstmal zum Lebensmittelmarkt und neben Nudeln und Co. auch ein Eis für mich und Lilou kaufen. Wir füllen das Wasser auf und ziehen weiter. Ziel ein kleiner Bach und nette Stellplätze, doch bereits 20 Minuten vor dem Ziel wird der Weg abenteuerlich. Das Wort beschreibt es ganz gut. Eigentlich gibt es keine Strasse mehr und nur noch verschiedene Möglichkeiten über Gras und Erde zu fahren. Große Gerätschaften für den Holzabbau haben Wege gebahnt, welche tief zerfurcht und kaum als Weg bezeichnet werden können. Dennoch folgen wir ihnen, vertrauen wir mittlerweile dem Auto und unseren Künsten. Aber die Krater werden riesig und immer wieder müssen wir überprüfen, ob es überhaupt noch weiter geht. Jeden Moment drohen wir fest zu stecken. Dennoch fahren wir vorsichtig weiter, Hügel hoch und runter bis wir uns langsam sicher sind, dass dieser Weg der Falsche ist. Es bestätigt sich, als die Navigation uns durch den Bach leiten will. Wir sollen auf die andere Seite. Dort stehen einige Zelte und ein wildes Camping findet statt. Auf unserer Seite ist niemand. Wir bleiben einfach stehen. Sind alleine und genießen die Ruhe. Ob wir zurück kommen, sehen wir morgen.

Am nächsten Tag stellt sich der Platz als so fein dar, das wir entscheiden einfach noch ein Tag zu bleiben. Ich stopfe an einer besonders harten Stelle die Löcher und baue einen Weg, damit es dann irgendwann auch wirklich ohne Probleme zurück gehen kann. Danach gehen wir an den Bach und lassen unsere Füße abkühlen, Frösche jagen, schaukeln und einfach entspannen. Am Abend haben wir die Idee, auch mal unser Zelt aufzustellen und darin zu schlafen. Einfach um etwas anderes zu haben und zu sehen, ob Lilou das mitmacht, ob es noch ganz ist und aus Spaß. Es wird aufgebaut und Lilou spielt und tobt darin, als wäre es ein neue kleine Spielhöhle. Das macht es dann aber ein wenig schwer einzuschlafen, so aufgedreht und begeistert ist sie.

Am nächsten Tag geht es weiter, es wird Zeit uns auf das nächste Ziel zu zubewegen. Die Transfägărăşan eine Hochgebirgsstrasse, die mit der Transalpina, in Rumänien und Europa die Schönste sein soll. Transfägărăşan ist älter und liegt genau auf unserem Weg, also zielen wir darauf ab. Bis zu 2034 m über Meereshöhe führt die Straße und verspricht ein gigantisches Panorama. Wir passieren die harte Schotterpiste und bleiben nicht stecken. Nur die Knie zittern gewaltig und wir sind erleichtert den Pfad geschafft zu haben. Das Löcher stopfen hat ziemlich geholfen. Und wir halten am Startpunkt der Transfägărăşan nahe der Straße. Hier ist es noch warm und die Leute nett. Der Bauer – unser kurzfristig direkter Nachbar – freut sich sehr und bringt uns Eier, Käse, Milch und Schnaps aus Eigenproduktion. Einfach weil wir freundlich mit ihm reden und er es mag, die Abenteuer der anderen zu hören. Er ist nett und er warnt uns vor den Bären. Ein sehr Großen soll es hier geben und er kommt bis zu uns. Nicht die erste dieser Warnungen und wir lassen schon länger den Müll nicht mehr über Nacht draußen, schließen alle Türen und gehen nur mit Taschenlampe auf Klo. Aber an diesen Tag bekomme ich zwei Mal eine Eilmeldung auf mein Handy, welches uns vor mehreren Bären in der Gegend warnt. Irgendwie wollen wir auch gerne einen sehen. Natürlich mit dem nötigen Abstand und ohne Risiko. Aber ein wilder Bär? Das wäre Klasse! Wir sehen keinen Bären in dieser Nacht und hören auch nichts, aber unsere Melone, welche im Bach kühlte und die Milch des Bauern, haben es nicht überlebt. Vielleicht der Bär?

War hier ein Bär am Werk?

Es kribbelt ein wenig, aber wir wollen weiter und nicht auf die Bären warten. Also geht es direkt auf die Transfägărăşan, nachdem dem netten Bauern noch Lebe wohl gesagt wurde. Eine gut geteerte Straße führt uns aus den Dörfern heraus und dann immer höher in Serpentinen hinauf. Es gibt ein Stau und eine Warnung und sogleich erkennen wir was los ist… Aller Vernunft und vorsichtig zum Trotz können wir nicht anders und schießen Fotos.

Wir sehen Bären! Echte wilde Bären, mit Babies und insgesamt 5 Stück. Sie warten am Straßenrand bis die vorbei kommenden Autos etwas zu essen hinwerfen. Das soll man nicht tun und später sehen wir die Rancher entgegenkommen. Wir sind ganz begeistert und völlig aus dem Häuschen. Die Freude ist riesig und Lilou macht ständig ein Barengebrüll Geräusch. Am liebsten würde ich bleiben, aber es gibt noch andere die halten und wir sollten weiter. So fahren wir der Straße folgend bis wir die Baumgrenze erreichen und sich allmählich die Weite blicken lässt. Panorama über Panorama und es gehört viel Konzentration dazu auf der Spur zu bleiben und nicht ständig abzubremsen. Es ist sonnig und die Transfägărăşan zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Immer wieder tauchen Unimogs, Wohnmobile oder Zelte an den Seiten auf, die ein wenig abseits der Straße ihr Lager aufgestellt haben. Es scheint kein Problem zu sein. Wir staunen und folgen bis wir über einen großen Tunnel die Berge durchqueren. Wir landen auf der anderen Seite am höchsten Punkt des Pfades. Hier ist unser Ziel. Doch erst sind wir ein wenig überfordert. Hier ist alles touristisch, viele Stände und Häuser empfangen die Touristen. Balea Lac ist der Ort. Ein See und der Startpunkt zahlreicher Wanderungen. Auch deshalb bleiben wir hier. Wir wollen Wandern.

Ein mehrtägige Wandertour im Hochgebirge. Soetwas sollte nicht einfach so gemacht werden und da wir uns nicht auskennen informieren wir uns. Natürlich zuerst im Internet, aber dann auch direkt hier bei der Bergwacht. Wenn einer Bescheid weiß, dann wohl die. Wir fragen, ob wir mit der kleinen zur Cabana Podragu laufen können. Sie mustern uns und als sie erfahren, dass zumindest Sarah aus Südtirol kommt, haben sie keinerlei Bedenken. Ich habe schon welche… Laut Internet soll es 4,5h Stunden dauern und stetig auf und ab gehen. Es gibt ein Kamm und viele Höhenmeter. Lilou bleibt nicht ewig glücklich in der Kraxe und selber gehen könnte schwer werden. Ich bin unsicher. Nicht wegen mir und Sarah, sondern wegen der Kleinen. Und das Wetter ist auch nicht sicher. Regen und Gewitter sind für den nächsten Tag angesagt. Auch die Bergwacht sagt, wir sollen ein Tag warten, dann wird es besser. Also bleiben wir da, stehen auf 2000 Hm und es ist frisch. Wir sind hauptsächlich im Auto. Am Vormittag geht jeweils einmal ich und danach Sarah den nächstgelegenen Berg hinauf, um die Aussicht und rasant ankommenden Wolken zu bestaunen. Am Nachmittag regnet, stürmt und hagelt es. Wir bleiben gemütlich und hören Hörspiel. Andere hält es nicht ab, sie gehen schwer bepackt die Felsen hinauf.

Wolken über Balea Lac im Zeitraffer
Der Wolkenzug vom Hochplataeu

Am nächsten Tag sind die Wolken noch da und die Rucksäcke gepackt. Leider haben wir die Hütte nicht erreicht und keine Antwort auf unsere SMS erhalten. Wir wissen also nicht, ob es noch Platz gibt. Es ist Hochsaison und so beschließen wir auch das Zelt mitzunehmen. Im Zweifel können wir so oben Schlafen. Wir sind schwer beladen mit den Wechselklamotten für Lilou, Regenoutfits für uns und Essen für die Zwischenzeiten. Es ist frisch und ich zittere nicht nur vor der Kälte. Die lange Zeit mit der Kleinen machen mir Sorgen. Aber wir beschließen es zu versuchen, umkehren können wir nach 2 Stunden immer noch. Lilou läuft voraus! Einmal über den Parkplatz an den Ständen vorbei und Richtung See. Dort winkt sie den Leuten und stampft geradewegs auf den Schotterweg der in Serpentinen den Berg hinauf führt. Man muss sie fast zwingen, einem die Hand zu reichen. Alles will sie selber gehen und schaffen. Nur bei besonders großen Stufen, greift sie zu. Wir sind noch nicht weit gegangen. Da kommt das erste Schild. Cabana Podragu 6 h. Keine Chance! Ich will direkt wieder umkehren. Wie wollen wir das mit Lilou schaffen? Sarah ist zuversichtlicher und betont erneut, dass wir auch später noch umkehren können. Lilou wird quenglig und müde, deshalb kommt sie in die Kraxe. Wusch! Und schon habe ich die 20 kg auf den Schultern und Hüfte. Jede hohe steinerne Stufe – und davon gibt es viele – merke ich in den Beinen. Sarah stöhnt auch mit der restlichen Last, sowie dem Zelt und warmen dicken Schlafsack. Neben uns tauchen ein Pärchen und eine Frau auf. Sie wollen auch zu der Hütte und sie sind sehr erstaunt über unser Gepäck. Als wir sagen, dass wir die Hütte nicht erreicht haben, rufen sie nochmal an. Sie haben eine andere Nummer und kommen durch. Es gibt zwei Betten für uns, kein Problem. Wir sind erleichtert und entscheiden uns das Zelt hier zu lassen. Es wird unter einem nahen Felsen verstaut und wartet auf unsere Rückkehr. Dann erreichen wir endlich den ersten Kamm und es taucht ein lohnenswerter Blick über einen See und große Ebene auf.

Leichter geht es dem hohen Gras folgend am See entlang den Wanderzeichen auf der Spur. Lilou schläft mittlerweile und wir geben Gas. Wir müssen die Zeit nutzen und so viel Strecke machen als möglich, bevor sie wieder wach ist. Meine Füße tun bereits jetzt schon weh und ich spüre das Gewicht auf meinen Schultern. Noch 5h?! Steil geht es den nächsten Hang hinauf und das nächste Panorama belohnt uns für den steilen Aufstieg. Berge über Berge und Freiheit in der Weite. Aber wir bleiben nur kurz stehen, bloß nicht aufhören mit der Bewegung und so stampfen wir weiter den Berg steil bergab. Das Gebirge besteht aus großen brüchigen Schieferplatten und immer wieder muss ich mich umdrehen oder hinsetzen, um über die großen Stufen hinab zu kommen. Die Wolken haben wir voerst hinter uns gelassen und die Sonne hat sich durch gekämpft. Mit der Wärme kommen die Sonnenstrahlen, welche auf das Felsmassiv treffen. Felspart und Glimmer reflektieren das Licht, so dass die Berge in einen silbernen Glanz getaucht werden. Ab und zu ergänzt von dem weißen Licht des Quarzgesteins, welcher in einzelnen Linien den Schiefer durchquert. Wir genießen den Blick und laufen den Hang entlang. Mittlerweile spüre ich den Rucksack deutlich und immer wieder zupfe ich an den einzelnen Laschen, um an der Position zu spielen. Lilou wird wach und will sofort raus. Aber das geht nicht, wir sind auf einem schmalen Pfad, der Hang geht steil hinab und so versuchen wir zu motivieren. Wir machen Tiere nach, singen und erklären, wo wir hin gehen. Bis zum Fenster den Hügel hoch, hält die Laune, dann muss Lilou raus. Das Fenster ist eine natürliches Loch im Gestein, welches direkt an einem Kamm den Blick ins nächste Tal eröffnet. Gleichzeitig ist hier eine Kreuzung. Zwei Wege führen hier weg. Beide führen zur Hütte, doch einer hoch oben direkt am Kamm entlang und der andere weiter unten. Wir machen Pause, Essen und überlegen, welchen Weg wir nehmen wollen. Es wird windig, wolkig und kalt und wir entscheiden uns für den Oberen. Von hier sollen es noch 3-4 Stunden sein und ich bezweifle ernsthaft, das wir das schaffen. Oder besser gesagt ich. Die Last der Kraxe mit Lilou ist viel. Aber irgendwie kommen wir stillschweigend zu dem Schluss, dass wir das durchziehen wollen. Zwar sind wir jetzt schon sicher, das wir am nächsten Tag direkt zurück gehen werden und keinen weiteren Tag bleiben. Aber das wollen wir schaffen.

Es geht weiter. Lilou in der Kraxe und ich bereue nach wenige Metern die Entscheidung. Steil zeigt sich die Tiefe auf beiden Seiten des Kamms. Ich merke die Höhenangst aufsteigen. Der Pfad ist schmal und führt den glatten Felsen hinab. Eine Kette soll helfen das Hindernis zu meistern. Doch mit dem schweren sperrigen Rucksack bin ich nicht so zuversichtlich. Ich kämpfe gegen die Angst, das Gewicht und die steigenden Schmerzen in der Hüfte an. Wir kommen voran. Es geht hinab, herauf und das Panorama verschwindet in den Wolken. Der Weg scheint kein Ende zu nehmen. Wir beide merken die Last und neben der eigenen Anstrengung, gilt es stetig Lilou zu bespaßen. Manchmal singt sie motivierend mit. Auch gefällt ihr mit mir laut aufzuschreien, wenn eine besonders schwierige Stufe zu bewältigen ist. Doch alles spielen und singen hilft nicht und so darf sie raus. Mein Rücken dankt und Lilou freut sich auf das Laufen. Ganz begeistert läuft sie den Berg entlang. Immer weiter und ist kaum zu stoppen.

Es sind nun über 6 Stunden seit wir gestartet sind und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Wir wissen nicht, wie weit die Hütte entfernt ist. Ich bereue, dass wir nicht vorher umgekehrt sind. Meine Hüfte schmerzt und ich verfluche den Krebs. Mein Rücken ist verspannt und jeder Höhenmeter wird hart erkämpft. Es ist so steil, dass wir mit Händen und Füßen hinauf gehen. Es ist kaum noch wandern, sondern ein hinauf hieven. Ich fluche, um den Schmerz auszulassen. Sarah geht es ähnlich, aber sie bleibt ruhig. Jeder sein Tempo und Lilou schläft nochmal. Also schneller, aber ich kann gar nicht mehr schneller. Als wir beide schon keine Lust mehr haben, kommt endlich die Hütte in Sicht. Das ist so motivierend und Lilou schlendert die letzten Schritte selbst.

8 h waren wir unterwegs und Lilou hat ihre erste Hochgebirgswandertour geschafft. Wir sind alle erleichtert und froh, dass alles so gut geklappt hat. Und gleichzeitig, spüre ich eine ziemliche Angst vor dem morgigen Tag. Den jetzt haben wir nur die Hälfte gemacht. Jetzt aber erstmal erholen. Es ist ziemlich kalt und wir freuen uns auf Essen und eine warme Stube. Aber Fehlanzeige, es gibt keine warme Stube. Die Hütte hat die Aussentemperaturen angenommen. Das habe ich tatsächlich noch nicht erlebt. Von einer Berghütte darf man nie viel erwarten. Wasser ist schon Luxus, aber einen warmen Raum gibt es immer. Hier nicht. Also wärmen wir uns in den Schlafsäcken auf und später mit einer warmen Suppe. Danach sind wir sofort im Bett. Im Matratzenlager mit einigen anderen. Lilou findet das große trampolinenhafte Bett super. Erst nach einer kurzen Sprungeinlage schläft sie mit uns ein.

Dreimal wacht Lilou auf und weint. Das hat sie die letzten 5 Monate im Bus nie getan und man merkt, dass sie sich in ihrem mobilen Heim wohl doch am Wohlsten fühlt. Morgens ist sie die Letzte die aufwacht. Alle anderen packen bereits und auch ich suche unsere Sachen zusammen, während der schlafende Knirps noch mit der Mama kuschelt. Sofort wach, will Lilou aber direkt losmarschieren und sagt allen Guten Morgen. Natürlich ist sie als die Kleinste auf der Hütte der Mittelpunkt und staubt Beeren und Süßes ab. Wir frühstücken und dann wird erneut aufgeschultert. Der Marsch beginnt von vorne und Lilou macht den ersten Anstieg nahezu alleine. Ihr macht es sichtlich Spaß die Steine hoch zu klettern und dem Weg zu folgen. Schritt für Schritt und ganz langsam vergeht die erste Stunde bis wir den ersten Kamm erreichen. Anschließend geht sie zu Sarah in die Kraxe und ich bekomme den Rucksack.

Ein wunderschönes Panorama im herrlichen Sonnenschein empfängt uns bevor wir erneut steil hinuter steigen. Fast schon klettern. Ich gehe voraus und muss bei den großen Steinbrocken immer wieder stehen bleiben und Sarah die Hand reichen, damit sie mit Lilou runter kommt. Wir kommen langsam voran, aber Lilou ist gut drauf. Das Wetter stimmt und nach dem Abstieg wird man mit einem ebenen Pfad und somit Erholung belohnt. Der Weg unterhalb des Kamms geht die Berge einzeln hinauf und dann wieder steil herunter. Irgendwann tauschen wir die Rucksäcke und Lilou läuft nochmal alleine, dann sehen wir erneut das Fenster und die Abzweigung. Es verging viel schneller als der Hinweg und wir sind frisch motiviert. Jetzt glaube auch ich, dass wir zurück kommen, auch wenn mein Rücken deutlich zu spüren ist. Über die Hälfte ist geschafft und so geht es begeisterter weiter. Die Begeisterung hält so lange, bis auch Sarah meint, dass sie heute kämpfen muss. Immer wieder betont sie, dass es so gut war, das Zelt nicht mitgenommen zu haben. Aber wir motivieren uns gegenseitig. Singen und stampfen und kommen voran. Dann schaffen wir den letzten Anstieg, sehen den letzten See und blicken auf den Parkplatz hinab. Den wiederrum erkennen wir gar nicht. Alles ist tief in Wolken und Nebel verhüllt. Also werden hier oben in der Sonne wird der letzten Proviant verzerrt, bevor wir absteigen. Ich freue mich meine Schultern ausruhen zu dürfen. Erleichtert bin ich, so dass meine Konzentration auf den letzten Metern nachlässt und ich stolpere. Ich rutsche mit Lilou über den Stein und fang uns kurz vor dem Abhang mit dem rechten Bein ab. Es macht Klick und mein Knie tut weh. Dabei war es eigentlich schon geschafft. Halb so wild ein wenig gezerrt, aber es macht die letzten Schritte zum Auto spürbar.

Unten angekommen, sind wir erleichtert froh und stolz. Vielleicht reagiere ich auch deshalb mit einer Egalhaltung, als Sarah einfällt, dass wir meinen Personalausweis auf der Hütte liegen gelassen haben. Sie haben ihn als Pfand einkassiert und jetzt liegt er noch da. Also nochmal zurück? Wird sich schon irgendwie lösen und ich lasse mein Hochgefühl nicht trüben. Und tatsächlich hilft ein Anruf auf der Hütte. Am nächsten Tag gehen andere zu Balea Lac, die uns den Ausweis mitnehmen wollen. Gegen 14 Uhr wollen sie da sein. Super, also warten wir. Warten tun wir auch auf eine Dusche. Hier ist es kalt, bewölkt und windig. Keinerlei Bedingungen für eine feine Außendusche, also verkneifen wir es schwerstens und verschieben es auf morgen, wenn wir unten sind. Doch der nächste Tag ist ebenfalls trüb und kalt. Wir sind viel im Auto und ruhen unsere Schultern, Beine und ich mein Knie aus. Neben an sind sie nicht so faul. Es sind viele Zelte aufgeschlagen und der ganze Parkplatz ist voll. Red Bull hat groß aufgebaut, denn es findet der 2×2 Ultramarathon statt. Die Ersten schaffen die 45 km und darin enthaltenen 4200 Höhenmeter in unter 4 Stunden. Ziemlich beeindruckend und Lilou feuert gerne an. Gegen 14 Uhr melden sich die anderen. Es wird 17 Uhr bis sie da sein werden. Um 17 Uhr gehe ich ihnen mit Lilou entgegen. Ganz langsam kommen wir an den Anfang des Wanderweges, doch erst um 18 Uhr kommen sie. Der Ausweis ist da und das Warten hat endlich ein Ende. Innerlich grinse ich, dass wir keine 9h wie sie gebraucht haben und das mit Kind und Rucksack. Endlich kann es weiter gehen. Wir steigen ins Auto und fahren los. In Serpentinen geht es die Karpaten hinunter. Sobald die ersten Bäume wieder auftauchen sehen wir erneut einen Bären. Ich bin wieder völlig begeistert. Transfāgārāsan ist einfach super! Wir landen bei Temperaturen über 20 Grad in der Nähe eines Baches auf einer großen Wiese. Lilou rennt auf die Schafe zu und wir bauen unser Lager auf. Das Abenteuer Berg haben wir gemeistert. Zusammenfassend kann man sagen, es war einfach bärig!

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