Ostern bei Robinson

Dieses Jahr heißt es nicht Ostereier sondern uns verstecken. Ganz Italien erhebt über Ostern den harten Lockdown und hier in Ligurien darf man sich nur 300 m vom Haus entfernen. Also parken wir unser Haus einfach an einem Parkplatz mit Aussicht und Zugang auf Meer.

Wir wollen uns an die Regeln halten und unser Glück nicht zu sehr ausreizen. Demnach bleiben wir hier, 4 Nächte 3 Tage. Länger als sonst bisher…

Aussicht von unserem Standplatz

Und das spürt man. Am ersten Tag gehen wir wandern und dann an den Steinstrand, im Meer schwimmen und mit der Kleinen an einem aufheizten Becken spielen. Am zweiten Tag gehen wir wieder ein wenig wandern und wieder ans Meer. Beim Wandern finden wir abseits des Hauptweges völlig unerwartet ein kleines Refugium. Oder wie es die Hersteller benennen Refugio Paradiso. Und das ist es auch.

Das Kleinod auf dem Weg zu Montemarcello

Es sind eine grosse Anzahl an Liegestühlen aufgebaut. Alle mit Blick aufs Meer. Dazwischen gibt es Hängematten, Vogelhäuser und ein kleines Haus. Darin befindet sich ein Tisch und eine Rundbank. Alles ist so liebevoll gemacht und mit kleinen Kunstwerken verziert, sowie der Garten hübsch angelegt. Natürlich nutze ich es mit Lilou für ein Nickerchen.

Refugio Paradiso

Wir rätseln von wem das stammt und was es genau ist. Es scheint keinen Grund zu geben und auch keine wirtschaftliche Interessen. Wir vermuten daß die Bunker und Militäranlagen, die man hier überall sieht, nach der Schließung geblündert wurden.

Aber so ist es nicht! Am nächsten Tag treffen wir zufällig einen der Künstler. Ein Rentner, der mit seinen drei Freuden dieses Kleinod geschaffen hat. Wahnsinn! Einfach so, einfach um Freude zu bringen und einen sehr schönen Ort zum Verweilen zu haben. Alles ist selbst gebaut und nichts entwendet, “nur” die Seile sind aus den Steinbrüchen von Carrara recycelt. Er lädt uns direkt zur nächsten Grillparty am Samstag ein. Die Nettigkeiten der Menschen in diesen Zeiten ist so schön zu beobachten und zu erleben! Aber leider werden wir Samstag nicht mehr da sein.

Trotz netter Begegnungen und Aktivitäten geht uns nach der 3 Nacht die Puste aus. Wir wollen weiter, das stehen zerrt an unserer Lust und Laune. Wieder Steinstrand? Wieder wandern? Wir haben irgendwie zu keinem Lust. Corona nervt. Man fühlt sich ständig wie ein Schwarzfahrer. Man weiss man darf es nicht, aber es bringt einen nicht um es Mal zu tun. Wohl fühlt man sich dennoch nicht, ständig ist man angespannt.

Nach ein wenig ziehen, ein wenig hin und her und gemeinsamen auf den Tisch geklopfe, entscheiden wir uns ein wenig zu wandern und einem unscheinbaren Pfad zu folgen. Wir hatten ihn bei der größeren Wanderung gesehen. Auch dieser ging vom Hauptpfad ab, runter Richtung Meer. Also packen wir Schwimmsachen, was zu Essen und Sonnencreme ein und stampfen los. Tatsächlich, den das erste Stück geht Lilou allein, sie ist eine begeisterte Berghochgeherin und jede Treppenstufe möchte selbst erklommen werden.

Als sie müde ist, wird sie auf den Rücken von Sarah geschnallt und es geht nun schneller voran. Der Weg ist ein wenig schmaler, mehr bewachsen und es kommt uns der Eindruck, dass er nicht so Recht wo hin führt. Und als wir aus dem Gestrüpp heraus kommen, sehen wir uns oben an den Klippen stehen. Kein vorwärts mehr. Also nur die Aussicht? Ich geh noch ein paar Schritte vor, bevor wir umdrehen. Da sehe ich ihn!

Ein feiner grosser Sandstrand! Doch zwischen uns liegen unüberwindbar scheinendes Geröll und steile Klippen. Und schon im umdrehen, sehe ich das Seil. Es gibt kein richtigen Pfad mehr, aber die Möglichkeit zum Abstieg.

Sarah ist erst mulmig und dann doch gepackt vom Abenteuergeist und so seilen wir uns ab und gelangen auf den Pfad der Tausend Kristalle. Er wird von uns so genannt, den was hier so liegt und uns den Weg klettern lässt, ist nicht nur langweiliges Sedimentgestein. Schon die Strukturen der vielen Schichten, welche sich winden, schlingen und zeigen wie unruhig ihre Entstehung war, ist – für mich – in den Bann ziehend. Sondern auch der Inhalt ist atemberaubend, zwischen dem reinen Sandstein finden sich zahlreiche Adern und Steinbrocken verschiedenster Metamorphite. Angefangen von Quarzen, die so rein sind und dadurch aussehen wie Bergkristalle zu grossen Grünschiffer in Handballgröße und Konglomerate mit roten Gneisen. Eventuell sogar ein wenig Marmor, wofür die naheliegende Gegend von Carrara so berühmt ist.

Wir klettern und helfen uns über den Pfad der Tausend Kristalle und zur Belohnung erreichen wir einen menschenleeren und wunderschönen Sandstrand. Man fühlt sich wie bei Robinson auf seiner Insel und sogleich eifern wir ihm nach und bauen ein Zelt zum Schutz vor der Sonne. Willkommen am Robinson Beach.

Sonne, Einsamkeit und Meer

Meer, Sand und Einsamkeit. Wir sind wirklich in einem Paradiso! Alle Lustlosigkeit ist verflogen und ausgetauscht durch Abenteuergeist. Es werden Steine gestapelt, Sand gespielt und ich tauche nochmal ein in das tiefe sehr kalte Nass.

Es hat sich gelohnt diese Zeit und es zeigt sich das Unerwartete und Überraschende hält für uns immer eine kleine Entdeckung, ein kleines Abenteuer bereit und wir freuen uns morgen auf das nächste, wenn es weg von Robinson Richtung Florenz geht.

4 Kommentare zu „Ostern bei Robinson“

  1. Einfach nur toll euer Pfad der tausend Kristalle und die entdeckte Robinsin Beach.
    Danke fürs erzählen und dass ich so ein bisschen teilhaben kann an euren Abenteuern.

  2. Frohe Ostern ihr drei!
    Es ist so schön eure Geschichten und Abenteuer zu lesen, man hat das Gefühl bei eurer Reise ein bisschen dabei zu sein😍

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