Portugals Küste bietet Städte, Sehenswürdigkeiten und unendlich viel Sand, welcher in jeder Ecke unseres Gefährts wieder gefunden werden kann. Auf nach Porto, ein wenig Magie und große Wellen erleben.
…und es regnet stark die halbe Nacht. Der Boden ist matschig am Morgen und wir frühstücken erneut im Auto. Die Sonne kämpft sich nur schwer durch die Wolken und schenkt uns ein wenig Wärme. Es ist generell viel schöner als angekündigt, aber unser Beschluss steht. Wir fahren weiter schneller nach Lissabon. Dort soll es wärmer, trockener und sonniger sein. Also zusammenpacken, im Waschsalon Wäsche waschen und dann ab an die Grenze. Jetzt also frisch und sauber, noch dazu gerade geimpft geht es an die Grenze. Wir merken beide den Arm, er tut leicht weh. Ansonsten geht es mir diesmal gut und merke ich nichts. Sarah dagegen ist fertig, fühlt sich matschig und grogi, aber so fit, dass wir weiter können. Die Grenze ist eine Brücke, wir fahren rüber und sind in Portugal. Ganz unspektakulär und ohne Grenzkontrollen. Fein und so fahren wir nicht weit und lassen das Auto schnell stehen. Einfach ruhig heute, die Impfung arbeiten lassen und dieses halb fröhliche Wetter wachsen lassen.
Der Platz ist windgeschützt hinter der Düne, welche an einen sehr großen Strand führt, auf den unermüdlich wilde Wellen preschen. Wir sind kurz am Strand, aber der Wind zwingt uns zurück zum Auto. Dort sind wir nicht alleine. Eine Deutsche mit Dachzelt steht hier und mit ihr ihre Eltern in einem großen Campingbus. Wegen Lilou und weil sie Deutsche sind kommen wir ins Gespräch. Sie reisen sehr viel, kennen sich aus und verbringen immer ein halbes Jahr im Bus. Überwintern im Ausland. Angefangen mit einem kleinen VW, wie wir, und nun im Alter mit Komfort, wie sie uns erklären. Aber wie wir im Gespräch bemerken, wird es eine kleine Diskussion, ein wenig Entfremdend und Unwohlstiftend. Es prallen zwei Welten aufeinander. Beide Welten mit der großen Freiheit und dem Leben im Bus, Camping in Freien. Aber die einem im Van, wie wir, die anderen in den Campingbussen. Nicht alle klein und kompakt, manche protzig und riesig. Und es gibt Differenzen bei beiden, man hat schon öfter davon gehört. Tatsächlich kommt man auch eher mit Gleichgesinnten ins Gespräch, wir meiden die Camper. Und hier merken wir deutlich wie real der Konflikt ist. Es gibt unterschiedliche Ansichten zum Umgang mit Plätzen, Natur und Menschen. Man hat einen anderen Bezug zu diesen Komponenten und man merkt schnell, es gibt da bei beiden Ansichten kein richtig und falsch. Aber die beiden Seiten kommen nicht zusammen. Wir leben jetzt im Van und irgendwie haben wir deshalb diese Seite gewählt. Und Campingbusse sind deshalb für uns eher nicht willkommen, nicht erwünscht. Auch deshalb geht es am nächsten Tag direkt weiter.
Es geht schnell Richtung Porto. Erst an einen Platz davor, der sich als recht fein heraus stellt. Der Jakobsweg führt hier entlang und mit ihm ein unendlich erscheinender Holzsteg. Fahrradfahrer, Wanderer und Spaziergänger ziehen an einem kaum abnehmenden Strom vorbei. Die Küste ist sandig und felsig. Der Sand kiesig und an der nächste Stelle ganz fein. Trotz der anderen Menschen fühlen wir uns wohl hier, gehen spazieren, spielen am Strand und schauen dem Schaum zu, wie er durch die mächtigen Wellen beim Auftreffen auf den harten Stein entsteht.
Wir bleiben zwei Nächte, räumen wieder auf, machen sauber und sammeln ein wenig Kraft und Sonnenstrahlen. Dann geht es rein nach Porto. Es ist eine kurze Fahrt und ein steiler Einstieg in den Parkplatz. Ganz Porto ist ein stetiges auf und ab. Die Gassen zwar groß, aber teilweiße steil. Wir nehmen den Croozer mit und Lilou jubbelt bereits beim Aufbauen. Bücher, Kekse, Trinkflasche und Lieblingspuppe werden fein säuberlich eingeräumt, um sie direkt wieder auf dem Schoß und sonst überall zu verteilen. Aber so kommen wir voran und es gibt viel zu sehen. Ich habe seit längerem mal wieder Lust eine Stadt anzuschauen und habe mir deshalb vorher angesehen, was man sich anschauen kann. Viel schaffen wir sowieso nicht, dass wissen wir. Lilou wird laufen wollen, essen und schlafen müssen. Aber ein wenig herum laufen und durch die Gegend schauen ist schon drin. Und es gibt genug zu schauen. Ich muss vorweg nehmen, dass ich von allen spanischen Städten, die wir gesehen haben, keinesfalls begeistert war, eher sogar enttäuscht. Keine muss ich nochmal sehen. Es waren nette Städte, aber nicht beeindrucken, nicht überraschend und auch nicht auf ihre Weise besonders. Es waren halt Städte. Aber bei Porto, der ersten Stadt Portugals, bin ich ganz anderer Meinung. Ich bin begeistert und kann nur empfehlen dort vorbei zu schauen, wenn es um ein Ziel für ein Städtetrip geht. Langweilig wird es hier nicht und sehen kann man mehr als genug für mehr als ein Tag. Porto ist in vielerlei Hinsicht besonders. Zum einen durch die Zeitgeschichte, welche bis zu den Römern zurück reicht. Sie bauten den Hafen und nutzen diesen als Strategischen Ausgangspunkt. Und man kann es direkt nachvollziehen, den landschaftlich bietet es sich an. Porto ziert eine sehr lange und breite Schneise vom Meer ins Landesinnere. Ideal um mit guter Aussicht Festungen und Verteidigungsgerät aufzubauen, welches ein Eindringen über den Seeweg unmöglich macht. Genau solche Festungen bis zu heutigen Zeit mit Flaggeschützen und Atillerie sind hier zu sehen. Zur Überbrückung der riesen Schneise und mächtig wirkende Höhe des Küstengeländes sind zahlreiche Brücken errichtet worden. Die bekannteste ist der Luis, eine alte Stahlbrücke zu ehren des Königs Luis I, welcher aber der Eröffnung fern blieb und deshalb die Brücke nicht den Titel König erhalten hat. Man kann auf ihr unten und oben entlang gehen und neben der U-Bahn, die hier ebenfalls fährt die Aussicht und Höhe genießen. Oder wie ich plötzlich schnellen Schrittes davon schreiten, weil die Höhe furchterregend und Panik auslösend ist. Neben der U-Bahn gibt es Gondeln und Höhenzüge, welche die Schwierigkeit der vieleebigen Stadt lösen soll. So wirkt die Stadt zum anderen modern und verkehrstechnisch zukunftsorientiert, während die zahlreichen Monumente vor allem religiöser Natur an das Vergangene teilweiße prunkvolle erinnern. Die meisten dieser alten Gebäude sind wie viele portugiesischen Häuser innen und oder außen mit Fliesen verkleidet, Relikte als die Mauren Portugal besetzten. Manchmal nur mit Mustern, hier aber oft mit ganzen Gemälden, wie im berühmten Bahnhof. Dabei ist in Porto das Farbspektrum auf royalblau weiß geeicht, was nicht überall so ist. Die Kirchen sehen mächtig aus und kommen denen in Italien gleich.
Bahnhof in Porto Bahnhof in Porto
Man merkt die Hommage an Porto, denn ich kann meine Begeisterung nicht wirklich bremsen. Wir waren nur kurz da, aber Porto war wirklich wunderbar, freundlich und absolut sehenswert. Also wer mal drüber stolpert, sollte mal kurz innehalten. Erst Recht für die jenigen, die vielleicht ein wenig Magie sehen wollen. So gibt es in Porto den Buchladen Livraria Lello, welcher 1906 erbaut wurde, immer wegen seiner Architektur bekannt gewesen, aber erst in der heutigen Zeit berühmt geworden ist. Grund dafür ist der Zauberer Harry Potter und seine Autorin, welche hier ihre Inspiration für die wandelnden Treppen in Hogwarts, der Schule für Zauberei und Hexerei, fand. Wenn man den Laden betritt und die Treppe, aber auch die Bücherregale, Deckenverzierung und das Glasdach sieht, kann man das verstehen und den Zauber spüren. Ein Buchladen, wie er im schönsten Bilderbuch vorkommt und sich wohl jedes Kind vorstellt, wie Bücher gestapelt werden. Hohe hölzerne Regale mit vielen Verzierungen bieten den Platz vieler Bücher bekannter Schriftsteller und besonderer Werke. Natürlich wird das Wissen um Harry Potter auch vermarktet und so stehen hier in allen denklichen Sprachen mit unterschiedlichen Covern die Bände um die Geschichte des berühmten Zauberers. Der Laden könnte genauso gut auch in der Winkelgasse stehen und wird auch deshalb gut besucht. Eine lange Schlange steht vor dem Laden und nur für einen Eintrittspreis von 5 Euro darf man mit der Schar hinein. Natürlich kann man die Eintrittskarte für ein Buch einlösen, aber es gibt keine Bücher für 5 Euro. Ob sich der Aufwand und die Kosten lohnt, darüber wird nicht nur unter Harry-Potter-Fans gestritten. Ich habe es getan, es war wundervoll, nochmal würde ich es aber nicht tun.
Nach einem langen Tag verlassen wir die Stadt und obwohl die Sonne bereits untergegangen ist, beleuchten die vielen Lichter der Häuser, Straßenlaternen und Autoscheinwerfer den Weg. Wir bleiben vor den Toren Portos an der verlängerten Strandpromenade stehen und schlafen dort. Es ist ein herrlicher Strand und dennoch geht es nach dem Frühstück und einem kurzen Entdeckungsspaziergang weiter nach Nazaré. Nazaré ist weltberühmt für seine sogenannten Big Waves – über 30 Meter hohe Wellen, die auf die Küste und einem Leuchtturm schlagen. Der Leuchtturm ist eingebettet in eine Festung und hält damit seit Jahrzehnten der natürlichen Gewalt stand. Wir schauen uns den Leuchtturm an, gehen nicht rein, da man Eintritt zahlen und Masken tragen muss. Lilou ist nicht gut drauf und so bleiben wir davor. Von den Wellen sehen wir nichts, nicht mal kleine Wellen, den das Meer ist so still wie seit der Ankunft an der Atlantikküste nicht mehr. Wir bleiben auch nicht hier, sondern fahren weiter südlich an den Strand, da von oben einige Vans zu sehen sind. Der Platz am Leuchtturm ist einfach zu schräg. Aber als wir unten ankommen, ziert ein mobiler Zaun mit einem Zugangsverboten-Schild die Straße zu den Vans. Erst nachdem wir unten nachgefragt und uns versichert haben, fahren wir hinein. Keiner hält sich zu dieser Jahreszeit daran und somit ist hier ein kleiner freier Campingplatz. Insgesamt sind wir am Abend 18 Camper und Vans. Es ist herrlich, der Strand lang und weit mit vielen großen Abstufungen, welche die mächtigen Wellen geschaffen haben. Es wird Sand und mit Kindern gespielt und mit Schweizern, Franzosen, Holländern und Deutschen gesprochen. Am Abend ist es windig und wir kuscheln uns ins Auto. Und mit dem Wind kommen die Wellen, die am nächsten Tag mit mehr als 5 Metern sich auftürmen. So sehen wir zwar nicht die Big Waves, aber sehr große Wellen. Einige Surfer probieren hinein zu kommen, viele Scheitern beim Einstieg oder sind nach einer Welle wieder erschöpft draußen. Nur die einen Jetski dabei haben, welcher sie hinaus zieht, bleiben im wilden Getöse und reiten die Wellen. Viel sehen tut man nicht, immer wieder verschwinden sie hinter einer Wasserkulisse oder in dem dichten Nebel, der sich mittlerweile über den gesamten Strand legt und eine mystische Stimmung hervorruft.
Hirsche an Stand von Nazaré
Wie überlegen länger, ob wir nicht eine weitere Nacht bleiben wollen, aber mit den vielen anderen Campern und wenig Lebensmitteln entscheiden wir uns zum weiterfahren. Es gibt erneut einen Termin und so erwarten wir am 29. Oktober Lilous Oma in Lissabon, weil sie uns ein Stück begleiten und das Van-Life erleben will. Also fahren wir weiter, stehen an Stränden, erleben das Wasser und die Wellen, genießen die Sonne, Essen Eis, schauen uns Sintra an und fahren Richtung Lissabon. Sintra ist eine kleine in der Nebensaison nicht so gut besuchte Stadt mit alten historischen Kern. Wir sind allerdings erst am Nachmittag da und es werden schnell die Bordsteine hochgeklappt. Also laufen wir nur kurz hindurch, gehen nicht zum Schloss hinauf und schauen uns nur einige der vielen Fliesenbilder an, um in einem kleinen Lokal mit Live-Musik hängen zu bleiben. Lilou tanzt, wir naschen etwas und dann geht es wieder ins Auto. Zeit wieder an den Strand zu kommen, das Platschen der Wellen zu hören, den Salzgeruch zu riechen und den Sand unter den Füßen zu spüren. Und dann die letzte Welle nehmen, um nach Lissabon zu kommen…
Die ersten Übungen Ein maurischer Brunnen in Sintra Sintra bei Nacht