2 m2, 3 Personen, 7 Grad, 40 h, xx Liter Regen…
Wir verlassen Gigi und den Tennisplatz und Sarah traut sich mit dem Auto ins Getümmel. Und das obwohl Gigi und seine Kollegen vehement sagen wir sollen die Autostrada nehmen. Aber sie will es probieren und so geht es hinein in den Strom und die Mopeds überholen links und rechts. Obwohl Neapel bald durchquert ist, fühlt es sich nicht an als ob man die Stadt verlassen hat. Die Strasse bleibt eng, unübersichtlich und der Verkehr prasselt auf einen ein. Sarah fährt sehr gut, aber nach über einer Stunde ist sie doch müde von der Konzentration, die es braucht.
Wir steuern auf Pompeji zu und hoffen die eindrucksvollen Ruinen zu sehen. Aber Corona herrscht in dieser Region und man hält sich an die Regeln. So stehen wir vor verschlossenen Türen. Ich bin sehr traurig, aber bei so viel Glück, darf auch so etwas Mal sein. Dafür gibt es eine riesen Portion Eis und frischen Kaffee und wir genießen alles in der Sonne am zentralen Platz.
Wir sind ein wenig müde vom Fahren und von Sightseeing und von Menschen. Wir brauchen mal ein wenig Ruhe. Also suchen wir uns ein Platz im Wald, außerhalb von jeglicher Stadt. Es ist herrlich, ein Platz mit Picknicktisch, großer ebener Fläche und das beste! ein Baum, an dem wir die Hängematte aufspannen können. Es ist das erste Mal, das wir ausprobieren, ob unsere Idee und der Dachträger das aushalten. So wird die Hängematte vom Geländer des Dachträgers bis zum Baum gespannt und ich schwinge mich rein. Es hält! Nicht nur mich, sondern auch Lilou. Die will aber ihre eigene Schaukel und so wird sie aufgehängt und mit einem Seil, kann ich sie direkt anschubsen. So schwingen wir friedlich, ganze zwei Minuten. Dann will Madame wieder raus und den Wald entdecken.
Wir sind wieder weiter oben, es ist frischer und am Abend kühlt es noch ein wenig ab. Es wird gegessen und geschlafen. Und irgendwie waren wir naiv. Wir haben alles draußen stehen lassen. Zu verwöhnt von den letzten Tagen. In der Nacht hören wir es. Es regnet…
Morgens spanne ich die Markise auf, unseren Hotfix haben wir noch nicht gebastelt, also tropft es am Brett hinein. Und es tropft schnell, den es regnet ziemlich heftig. Alles ist nass. Die Geschirrtücher, die zum trocknen aufgehängt waren. Die Schuhe, die unter dem Auto lagen, die Hängematte schwimmt und am schlimmsten ist der Hochstuhl von Lilou. Sarah hatte extra noch aus einer Plane eine Tasche für ihn genäht. Aber die hilft selbstverständlich nur, wenn der Stuhl darin ist. Ich versuche ihn abzutrocknen und in den Fahrerbereich zu stellen. Aber das Holz ist bereits ein wenig aufgequollen.
Es regnet und regnet. Wir hängen in einer Wolke und diese lässt den Wald mystisch nebelig aussehen. Wie als Eingangstor von Avalon. Das Prasseln auf das Autodach genießen wir als Musik und ziehen uns zurück ins Auto. Lilou ist richtig kuschelig und genießt es fest mit ihren Eltern. Wir schlafen zusammen nochmal ein und anschließend wird das Bett zusammengerollt und Platz gemacht, damit alles ein wenig anders aussieht. Lilou will gar nicht raus, als wir sie in Vollmontur zu einem kurzen Spaziergang bewegen wollen, steuert sie Hilfe rufend wieder aufs Auto zu. Also drinnen beschäftigen. Auf 2 m2 etliche Stunden immer wieder neue Spiele erfinden, rumtoben, ausprobieren. Nebenbei kochen und versuchen dem Chaos Herr zu bleiben. Chaos im Bus, ist ganz unangenehm, nichts darf irgendwo rumliegen. Man findet nichts mehr, beim Fahren klappert es und man kommt an das ein oder andere Fach nicht mehr ran.
Es gelingt uns gut, sehr gut sogar. Am Abend sind wir alle leicht fertig. Aber Sarah und ich lassen es uns nicht nehmen, noch ein Exit-Game zu spielen. Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. Die Wolke verschwindet und wir haben einen vollen Regentag geschafft. Wir sind sehr gespannt, wenn es mal mehr werden. Das wird sicher eine Herausforderung.
Alles ist nass und dreckig, der Schlamm steht im Eingangsbereich und man glaubt nicht, dass es jemals wieder trocken wird. Auch aus diesem Grund bleiben wir nicht länger, obwohl wir gerne noch ein wenig Pause hätten. Hier oben ist es zu nass, zu kalt. Es geht runter nach Sorrento und nach kurzer Pause und ein wenig Sonne weiter an der Almalfiküste entlang. Hier ist nicht nur die Straße eng, es gibt auch nur wenige Parkplätze, die als Notbuchten von dieser abgehen. Dann wieder steil bergauf und auf den Parkplatz am Beginn der Wanderung Sentiero degli dei, welche wir uns für den nächsten Tag vorgenommen haben.
Bereits am Abend ist viel Betrieb auf dem kleinen Parkplatz auf dem wir stehen. Während wir essen reitet tatsächlich ein Landwirt mit seiner Enkelin an uns vorbei und Lilou ist entzückt vom Pferd. Morgens kommt dann der Hirte mit seinen 70 Ziegen vorbei und treibt sie auf die Weide. Wir essen also wie im Wildpark und freuen uns. Die Menschen freuen sich auch. Sarah spricht einen an, der mit seinem Esel und einem Mulie vorbei kommt. Sie fragt ob es okay ist, wenn wir hier stehen. Es ist okay und seine Tiere dürfen wir streicheln. Der Esel heißt Limone und der Mulie Limoncello. Passend für die Gegend, in der die Zitronenbäume sprießen. Und lädt uns direkt ein bei ihm vorbei zu schauen, wenn wir die Wanderung machen. Wo es ist, fragen wir und wie ihr es finden können? Er lacht. Es ist nicht zu verfehlen, sagt er. Und im Zweifel nach Antonio fragen.
Wir gehen also bei Sonnenschein den schmalen Pfad der Küste entlang. Natürlich nicht bevor wir die nassen Schuhe und Hängematte auf dem Dach zum trocknen aufgespannt haben. Es geht mal schmaler mal breiter einen Weg am Felsen entlang. Links das weite Meer und die Küstenlinie. Manchmal geht es steil bergab und man darf keinen falschen Schritt machen. Wir vor allem nicht, den Lilou läuft ein gutes Stück alleine. Sie mag die Pfade und folgt ihnen Schnurschranks außer ein Grashalm ist zu spannend. Wir locken sie dann mit Eidechsen, Schmetterlingen oder irgendwelchen Steinen zum weitergehen. Dann geht es in der Trage weiter und sie schläft ein. So auch als wir bei Antonio vorbei kommen. Er ist wirklich nicht zu verfehlen. Eine Ruine am Hang, direkt am Weg und er winkt uns freudig zu. Aber wir entscheiden uns auf dem Rückweg vorbei zu gehen, wenn Lilou wach ist.
Wir folgen dem Weg bis nach Nocelle, hier bleiben wir auf dem Hauptplatz in der Sonne. Lilou spielt am Brunnen und mit einem Hund. Wir essen, sammeln Kräfte und es geht zurück. Zurück zu Antonio. Er freut sich uns zu sehen. Er ist Schäfer und hat vor 3 Jahren dieses Haus gekauft. Er bietet dort Essen und Wein an. Er macht Salami und Schinken selbst und man kann ihn probieren. Preise gibt es keine, man gibt was man will und er lächelt glücklich. Eigentlich wollte er nicht Schäfer werden. Aber wenn man hier wohnen will, dann hat man nicht die grosse Wahl. Und er will hier wohnen. Mit Glitzern in den Augen und stahlen im Gesicht blickt er über die Veranda raus. Es stimmt, es ist ein atemberaubendes Panorama. Meer, Berge, Küste und die Weiden. Natürlich bekommen wir gleich Wein und ein sehr leckeren Kuchen. Von seiner Frau, die ist zuhause, weil sie in einem Monat ihr erstes Kind erwarten. Margarita wird sie heißen und wir sollen unbedingt nochmal kommen, damit wir sie sehen können. Er will dann auch das Haus herrichten und fix hier her ziehen. Aber das dauert wohl noch ein wenig. Bis dahin bringen Limone und Limoncello alle Sachen hier her und er genießt ein Gespräch mit seinen Gästen.
Während er uns erzählt, freundet sich Lilou mit seinem Hund Venere an. Und hat sie normalerweise eine Freude mit Hunden aber Angst, ist es hier vergessen. Er wird gestreichelt und darf an ihr schnuppern und Lilou jauchzt. Eine feine gemütliche Zeit verbringen wir hier, bevor es zurück geht. Antonio sagt bis später und tatsächlich sehen wir ihn am Abend am Parkplatz wieder. Er nimmt Abschied von uns, aber nicht ohne nochmal zu betonen, dass wir sie besuchen sollen. Vor allem mit Lilou.